Die Ausbildung von Hunden sowie Hundesport wird oft als Teamwork bezeichnet. Je perfekter ein Hund ausgebildet wurde, je schneller er auf "Sitz" sein Hinterteil zu Boden schnellen lässt und je aufmerksamer er am linken Bein des Hundeführers klebend im Gleichschritt durch die Gegend marschiert, desto besser wird die Beziehung zwischen Mensch und Hund eingestuft. Der Gehorsam des Hundes wird als Gradmesser für Vertrauen und Bindung herangezogen. Wenn wir uns jedoch ehrlich sind, ist dies eine sehr einseitige Betrachtungsweise, die kaum etwas mit Beziehung zu tun hat. Zu dieser gehören nämlich immer zwei. In der Ausbildung von Hunden nehmen wir jedoch wenig darauf Rücksicht, was der Hund gerne möchte. Es geht nur darum, dass der Hund schnellstmöglich das tut, was wir ihm sagen. Würden Sie ein so einseitiges Verhältnis als funktionierende Beziehung beschreiben? Wir im Verein für ganzheitliches Hundewesen sehen das etwas anders!
Das, was wir als Teamwork bezeichnen, stellt in der Natur die gemeinsame Arbeit im Rudel von Wölfen dar. Erfolgreiches, gemeinsames Jagen sowie das Verteidigen der Grenzen laufen nur harmonisch ab, wenn sich jeder einzelne auf die Gruppe verlassen kann und dafür auch seinen Betrag leistet. Obwohl sich unsere heutigen Hunde durch Zucht und Selektion auf das Zusammenleben mit Menschen angepasst haben, schlummern auch in ihnen noch Jagdtrieb und Territorialverhalten, je nach Hundetyp mehr oder wenig ausgeprägt. In unserer heutigen Gesellschaft werden solche Verhaltensweisen jedoch nicht mehr geduldet. Ein Hund darf weder Katzen oder Wild jagen, noch darf er andere Hunde aufgrund von ausgeprägter Territorialität verletzen.
Um diese ursprünglichen Instinkte trotzdem ausleben zu können, kann man sie durch Teamwork gemeinsam in die richtigen Bahnen lenken. Wichtig dabei ist das Wort "gemeinsam". Hunde wollen nicht "ausgelastet" werden, sie wollen mit uns zusammen arbeiten. Es interessiert sie auch nicht, wie viele Pokale zu Hause im Regal stehen.
Niemals sollten wir den Arbeitseifer unserer Hunde für egoistische Ziele missbrauchen. Die Beziehung zu unseren Hunden leidet dadurch still und heimlich enorm, obwohl wir nach außen hin stolz einen perfekt ausgebildeten Hund unser Eigen nennen können. Solche Vierbeiner sind in ihren Hundesportdisziplinen meist die besten, abseits davon jedoch oft verhaltensauffällig. Nicht falsch verstehen, denn Teamwork ist, wie zu Beginn beschrieben, etwas sehr Natürliches, solange man es aus den richtigen Motiven heraus betreibt. Egoistisches Leistungsdenken und Selbstprofilierung haben im Team nichts verloren. An deren Stelle muss Spaß an gemeinsamen körperlichen und geistigen Aktivitäten und die gemeinsam verbrachte Zeit stehen! Erst dann kann Teamwork auch Beziehungsarbeit sein.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, um gemeinsam mit seinem Vierbeiner im Team zu arbeiten. Für jeden Geschmack und Hundetyp ist etwas dabei, sei es nun Agility, Dummyarbeit, Zughundesport, Begleithundearbeit, Nasenarbeit usw... Wichtig dabei ist, dass immer darauf geachtet wird, was für das Team am besten geeignet ist. Auch wenn der Hund das Laufen über alles liebt, so wird Agility in Verbindung mit einem körperlich beeinträchtigten Hundeführer nicht die richtige Disziplin sein. Genauso wenig sollte man von einem Hund mit ruhigem Energieniveau verlangen, die erlernten Signale bei der Begleithundearbeit schnell und zackig wie ein belgischer Schäferhund auszuführen. Selbstdarstellung und falscher Ehrgeiz haben in einem Team nichts verloren! Stattdessen sollten Spaß und Freude an der gemeinsamen Aktivität im Vordergrund stehen. Die Motivation für die Zusammenarbeit mit dem Menschen kommt aus dem Spiel. Das bedeutet auch, je mehr Sie mit Ihrem Hund spielen, desto freudiger wird er mit Ihnen kooperieren. Auch in der Natur lernen Wolfswelpen durch gemeinsames Spiel die Verhaltensweisen für den Ernstfall. Wenn Sie mehr zum Thema Spiel erfahren möchten, klicken Sie HIER.
Wie oben beschrieben, entsteht Teamarbeit durch Spiel, genauer gesagt durch Beute- und Futterspiele. Unsere Hunde lernen durch ausgelassenes Spiel mit Motivationsobjekten und Leckerlis. Das Wort "MIT" ist dabei ausschlaggebend. Niemals spielen wir UM ein Spielzeug mit dem Hund oder lassen den Hund FÜR Futter arbeiten. Sobald wir das Motivationsobjekt in den Vordergrund stellen, werden wir für unseren Hund als Teampartner uninteressant und austauschbar. Ein Hund, dem es nur mehr um sein Spielzeug geht, läuft außerdem in die Gefahr der Sucht, Stichwort "Balljunkie". Wenn wir jedoch MIT einem Spielzeug bzw. MIT Futter mit unserem Hund spielen, steht das gemeinsame Spiel im Vordergrund und das Motivationsobjekt wird austauschbar. Dies ist für uns zwar nur eine Unterscheidung im Kopf, ändert jedoch die komplette Herangehensweise in der Teamarbeit. So geht es uns beispielsweise nicht um den Gegenstand, den der Hund apportieren soll, sondern um die Tatsache, dass unser Hund mit dem Gegenstand zu uns zurückkommt. Hunde spüren diese Feinheiten in unseren Absichten und werden auch ihre künftige Motivation davon abhängig machen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt aus dem Spiel ist, dass man partnerschaftlich und auf Augenhöhe mit seinem Hund agiert. Dies beinhaltet auch, seinen Hund nicht für falsch oder nicht ausgeführte Aktionen zu bestrafen, denn auch im Spiel wird niemals getadelt. Wenn man also damit beginnt, Teamarbeit durch "richtig oder falsch" aufzubauen, wird der Hund sehr schnell merken, dass es hier nicht um Spiel und Spaß geht und seine Motivation wird nachlassen. Wenn wir diese fehlende Motivation dann auch noch als Ungehorsam bzw. absichtliches Verhalten uns gegenüber deuten, beginnt sich die Abwärtsspirale immer schneller zu drehen. Wir werden immer frustrierter, weil unser Hund nicht kooperiert und unser Hund verzweifelt, weil er gar nicht weiß, worum es uns eigentlich geht. Wie im Spiel gilt daher auch im Teamwork: In erster Linie soll es Spaß machen. In unseren Augen falsches Verhalten wird nicht kommentiert sondern ignoriert. Richtiges Verhalten hingegen wird durch Spiel mit dem Motivationsobjekt sowie durch Lob bestätigt. Erst sehr spät, wenn unser Hund die Abläufe für eine bestimmte Aktion sicher beherrscht, beginnen wir damit, das Verhalten des Hundes mit einem stimmlichen Signal zu verknüpfen.
Bei Wölfen wird klar zwischen "Teamarbeit", wie z.B. Jagd, und sozialen Interaktionen im "Alltag" unterschieden. Bei der Jagd sind andere Kompetenzen gefordert als im alltäglichen Miteinander. Dies gilt auch für unsere Hunde. Teamwork sollte daher nicht als Erziehungsmaßnahme oder als Kommunikation im Alltag genutzt werden. Um beim Beispiel der Wölfe zu bleiben, ist der Jagderfolg die positive Verstärkung der vorher ausgeführten Aktion, nämlich der des Jagens (=Teamwork). Im "Rudelalltag" jedoch gibt es keine solchen Bestätigungen, da das Wohl der Gruppe selbstverständlich ist und an erster Stelle steht. Für uns und unsere Hunde bedeutet dies, dass wir in der Teamarbeit einerseits mit Motivationsobjekten wie Spielzeug und Futter arbeiten und andererseits mit Lob bestätigen. Im täglichen Miteinander müssen wir uns jedoch nicht ständig bei unseren Hunden bedanken, da ein harmonisches Miteinander und das Wohl der Gruppe selbstverständlich sind. In diesem Bereich funktioniert die Kommunikation zwischen Mensch und Hund auf einer komplett anderen Ebene. Mehr dazu lesen Sie HIER.
Wie schon weiter oben beschrieben, gibt es eine Fülle an unterschiedlichen Möglichkeiten, mit seinem Vierbeiner gemeinsam als Team zu agieren. Dabei gibt es immer körperliche und geistige Aspekte, die je nach Art der Teamarbeit mehr oder weniger gefordert sind. Nasenarbeit, wie z.B. GEOCACHING MIT HUND, oder Zielobjektsuche sind körperlich weniger anstrengend, dafür geistig sehr fordernd. Körperliches Teamwork wie z.B. Canicross oder Agility sind zwar ebenfalls geistig anspruchsvolle Disziplinen, da Entscheidungen sehr schnell getroffen und Signale zügig ausgeführt werden müssen, der Hauptfokus liegt jedoch klar auf der Bewegung. Zu guter Letzt gibt es auch noch Mischformen, wo mehrere Disziplinen zusammenspielen, wie z.B. die Dummyarbeit. Hier muss der Hund einerseits größere Distanzen schnell und sicher überwinden, sowie andererseits bei der Fallstelle des Dummys seine Energie zurücknehmen und Nasenarbeit betreiben. Welche Teamarbeit für Sie und Ihren Hund die richtige ist, können daher nur Sie selbst individuell entscheiden. Wenn Sie mehr über das Thema Teamwork erfahren wollen, können Sie gerne einen Termin mit unserem Partner Christopher Petschka, Hund-Mensch-Begleiter, via KONTAKTFORMULAR oder per E-Mail an info@ganzheitliches-hundewesen.at vereinbaren sowie an unseren kostenlosen INFOVERANSTALTUNGEN teilnehmen.